Großglockner über den Stüdlgrat

Der diesjährige Sommerurlaub sollte mit einer spannenden Hochtour starten. Nach unser Hochtour zur Wildspitze suchten wir uns wieder eine neue Herausforderung und außerdem wollten wir noch mehr Erfahrung sammeln. Deswegen buchten wir vor einigen Wochen einen Bergführer für einen Hochtourkurs mit eingeschlossener Tour zum Großglockner. Insgesamt waren 3 Teilnehmer für diese Tour angemeldet. Als es dann soweit war und wir uns vor Ort beim Lucknerhaus trafen, stand noch nicht fest, dass wir die Tour über den Stüdlgrat machen werden. Diese Tour wären für einen Bergführer mit 3 Gäste eigentlich eher ungeeignet. Da die 3. Teilnehmerin aber kurzfristig absagte, waren wir nur noch zwei Teilnehmer und ein Bergführer. Deswegen wies uns unser Bergführer Patrick auf die Möglichkeit hin, den Großglockner über den Stüdlgrat zu erklimmen und den Rückweg dann über den Normalweg zu gehen. Wir fanden die Idee supergut, weil wir so sogar zwei Routen kennenlernen konnten. Also waren wir uns schnell einig, dass wir den Hinweg über den Stüdlgrat beschreiten wollten.

Da es der Beginn unseres Sommerurlaubs war, hatten wir natürlich unsere Fahrräder dabei. Wir dachten, dass wir sie in den nächsten 3 Urlaubswochen bestimmt mal benutzen würden. Mit den Fahrrad haben wir einfach schnell die Möglichkeit, dass, wenn der Campingplatz mal wieder etwas außerhalb liegt, wir schneller in die Innenstadt kommen können und dort nicht ewig nach einem Parkplatz suchen müssen. Bei Großglockner hatten wir aber die Räder nicht auf dem Schirm. Doch nach einem weiteren Tipp von unserem Bergführer Patrick sind wir dann das erste Stück vom Lucknerhaus bis zur Lücknerhütte mit Rad gefahren. Der erste Teil war eben, sodass das Fahren dort Spaß gemacht hat. Der zweite Part war dann aber doch super steil und somit mussten wir streckenweise unsere Räder schieben.

Von der Lucknerhütte wandert man anschließend nur noch eine Stunde bis zur Stüdlhütte. Kurz vor 12 Uhr waren wir bereits an der Hütte und tranken etwas auf den Bänken draußen in der Sonne. Es dauerte nur einen kurzen Moment und das Wetter zog sich bereits mehr und mehr zu. Da wir erst am nächsten Tag zum Gipfel aufbrechen wollten, hatten wir an diesem Tag noch genügend Zeit. Wir beschlossen daher uns rasch wieder anzuziehen, Seil und Steigeisen mitzunehmen, um weiter oben am Gletscher ein paar Übungen zu machen.

Patrick erklärte uns, wie man bei einem Spaltensturz mithilfe eines sogenannten T-Ankers (Fixpunkt im Schnee) und eines Flaschenzugs den Gestürzten aus einer Spalte rettet. Außerdem zeigte er uns, wie wir das übrige, nicht genutzte Seil nah am Körper oder im Rucksack verstauen sollten, damit uns dieses bei der Spaltenrettung nicht behindert und wir es zugleich jederzeit hervorholen können, falls noch mehr gebraucht würde. Da es an dem Tag ziemlich kalt und nass war, gab er uns noch einen Tipp, wie wir kalte Hände wieder warm bekommen. Wir sollten mit dem Armen große Kreise formen, wodurch sich das Blut wieder besser im Körper verteilt.

Nach zwei Stunden am Gletscher machten wir uns auf den Rückweg, da der Nieselregen stärker wurde. In der Hütte gab Patrick weitere Hinweise zur Technik bei der Spaltenrettung und empfahl uns noch entsprechendes Equipment. Nach dem Abendessen saßen wir noch ein paar Stunden mit anderen Wanderern zusammen, die erst am übernächsten Tag zum Gipfel hochwollten. Ich hatte an diesem Tag mit Unterleibsschmerzen zu kämpfen, da meine Regel losging. Das war für mich Grund genug mich frühzeitig schlafen zu legen.

Eigentlich wollten wir nach Plan um 5 Uhr von der Stüdlhütte starten, da für den frühen Nachmittag schlechteres Wetter angesagt war. Da es aber wie aus Eimern goß, als unser Wecker klingelte, beschlossen wir mit Patrick zusammen, den Start um 1 1/2 h zu verschieben. Somit brachen wir nach dem Frühstück ca. 6:30 Uhr auf. Zum Glück ging es mir auch schon etwas besser. Das Wetter sah nun richtig gut aus, im Vergleich zu den Regenschauern der Nacht und wir hatten Hoffnung, dass es in ein paar Stunden am Gipfel auch noch so aussehen würde. Nach einer schneller und wenig schwierigen Gletscherüberquerung erreichten wir nach 1 1/2 Stunde bereits den Einstieg zum Grat. Die erste Seillänge des Stüdlgrats machte mich kurz missmutig. Ich fand den Start etwas tricky, was wohl daran lag, dass der Stein sehr nass uns rutschig war. Nach ein paar Seillängen war ich wieder optimistischer. Den Start und die Platte hinter dem Hangelgrat fand ich aber am Ende am schwierigsten.

Für den gesamten Stüdlgrat haben wir 1:50 h gebraucht, sodass wir um ca. 10 Uhr schon oben am Gipfel waren. Schade war nur, dass wir keine Aussicht hatten. Bis auf das Gipfelkreuz konnte man nichts sehen. Ein paar weitere Klettergruppen erreichten ebenfalls den Gipfel und man gratulierte sich gegenseitig. Danach gingen wir zügig wieder runter, da das Wetter noch schlechter werden sollte.

Der Rückweg über den Normalweg war recht entspannt und kamen ziemlich schnell voran. Der obere Teil musste zunächst abgeklettert werden. Der Teil ist mit ausreichend Stahlseilen gesichert, sodass man gut hinab klettern kann. Hier hatten wir weiterhin unsere Steigeisen an, da man anschließend noch einen kleineren Weg über den Gletscher gehen muss. Erst weiter unten, wo es flacher wird, haben wir Steigeisen und Pickel abgelegt. Gegen Mittag erreichten wir die Erzherzog-Johann-Hütte. Hier blieben wir noch eine Nacht. Wir hätten es vermutlich auch noch geschafft komplett hinab zu wandern, aber das Tourenpaket umfasste zwei Hüttennächte. Das war auch okay, denn so hatten wir keinen Zeitdruck und mussten nicht weiter im Regen zurückgehen.

Am nächsten Morgen konnten wir uns beim Frühstück ein wenig Zeit lassen, da wir nicht wie viele andere zum Gipfel wollten. Trotzdem brachen wir gegen 6:30 Uhr auf und wanderten zurück. 9 Uhr erreichten wir die Lucknerhütte, wo wir noch einen Kaffee tranken. Im Anschluss ging es wieder mit dem Rad zurück zum Parkplatz. Die Tour ist bei schlechterem Wetter nicht unmachbar. Allerdings ist es schon etwas schade, wenn man keinen schönen Weitblick vom Gipfel genießen kann. Immerhin hatten wir beim Start vom Parkplatz und von den Berghütten einen schönen Blick auf den Gipfel. Und es war natürlich super cool, dass wir spontan den Stüdlgrat machen konnten. Der Stüdlgrat ist schon um einiges spannender als der Normalweg.

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