3-Tagestour zum Mont Blanc
Nach unserer Tour zum Großglockner in Österreich und zum Vorderen Grauspitz in Liechtenstein, wollten wir unseren Aktivurlaub mit einer ganz besonderen Hochtour abschließen. Wir planten eine 3-Tagestour zum Mont Blanc über den Normalweg. Das sollte aber noch nicht alles sein. Den 4810 Meter hohen Berg wollten wir ganz ohne Bergführer besteigen. Quasi unsere erste Tour ohne Begleitung. Hier könnt ihr lesen, wie uns das so gelungen ist.


Tag 1 – Lac des Chevants (Les Houches) – Refuge de Tête Rousse
Morgens um 8 Uhr erreichten wir den Parkplatz in Les Houches am Lac des Chevants. Es war noch nicht so viel los. Grundsätzlich ist Anfang September auch nicht mehr die typische Zeit für Hochtouren, da das Wetter zunehmend instabil wird. Wir wollten es trotzdem wagen. Nachdem wir unsere Sachen und Ausrüstung in den Rücksäcken verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg. Kurz vor 9 Uhr sind wir aufgebrochen.

Die Wanderung zur ersten Hütte, Refuge de Tête Rousse (3167 Meter), lässt sich gut mit der Bahn abkürzen. Deswegen fahren viele von der Station Bellevue zu der am höchsten auf der Strecke liegenden Station Nid d‘Aigle. Wir entschieden uns zu Fuß zu gehen und eventuell den Rückweg mit der Bahn zu fahren. Gegen 12 Uhr erreichten wir das Refuge du Nid d‘Aigle (2412 Meter), wo wir uns einen Kaffee und einen Mittagssnack holten. Es war viel los am Refuge. Die Leute uns der Umgebung nehmen sich das Refuge als Ausflugsziel vor, weil man von hier einen schönen Ausblick auf die Gebirgskette Chaîne des Aravis und deren höchster Berg Pointe Percée hat.


Anschließend ging es weiter. Wir folgten den leicht ansteigenden Weg über Schutthänge. Eine halbe Stunde vor der Hütte kamen wir an einem Check-Point vorbei. Hier wurde geprüft, ob wir Hüttenreservierungen hatten. Ohne Reservierung kommt man wohl nicht weiter. Das macht sicherlich Sinn, da die Hütten schon seit Monaten ausgebucht sind. Als wir gegen 15:30 Uhr am Refuge de Tête Rousse ankamen, erkundigten wir uns als erstes, ob man mit Karte zahlen konnte. Zum Glück war das kein Problem (oft gibt es wohl Probleme mit der Kreditkartenmaschine). Nach dem Abendessen legten wir uns bald schlafen, da wir am nächsten Morgen sehr früh aufbrechen wollten.

Tag 2 – Refuge de la Tête Rousse – Mont Blanc – Refuge du Goûter
Nach dem Frühstück um 6 Uhr ging es dann los. Alle Gruppen machten sich fertig und wirkten hochmotiviert. Auch wir wurden, sobald wir aus der Hütte raus waren, von der Kälte geweckt und waren entsprechend zügig unterwegs. Nach nur einer halben Stunde erreicht man die wohl gefährlichste Stelle des Normalweges, das Grand Couloir. Diese Passage sollte so schnell wie möglich gequert werden, da hier unberechenbarer Steinschlag droht. Im Anschluss muss eine Felsrippe hinaufgeklettert (1.-2. Grad UIAA) werden. An den schwierigsten Stellen sind Sicherungsseile angebracht. Da einige Gruppen vor und hinter uns waren, staute es sich immer mal wieder irgendwo am Felsen. Wir kamen trotzdem relativ schnell vorwärts. 8:30 Uhr erreichten wir die neue Goûter Hütte (3835 Meter). Für den Weg von der alten zur neuen Goûter Hütte zogen wir sicherheitshalber unsere Steigeisen an, da wir im Firn entlang der Gratkante hinauf wandern mussten.


Nach kurzer Verschnaufpause in der Goûter Hütte, entschieden wir uns dazu es noch heute auf den Gipfel zu probieren. Hinter der Hütte beginnt der Gletscher zunächst flach und steigt dann weiter an. Den steileren Part folgt man in Zick-Zack-Linien hinauf bis zur Gipfelkante des Dôme du Goûter. Es sind immer mal wieder Spalten zu sehen. Diese kann man aber problemlos umgehen. Vom Dôme du Goûter (riesige Firnkuppe) geht es weiter hinauf zum Refuge Vallot. An der Biwakschachtel machten wir eine kurze Rast.


Als Nächstes muss der steile Anstieg des Bossegrates überwunden werden. Das Atmen fällt mittlerweile schon schwerer. Wir müssen immer mal wieder zum Stillstand kommen, um den Rhythmus zu regulieren. Der für mich persönlich schwierigste Part ist der folgende Anstieg über ein steiles Firnfeld. Die Passage war praktisch nur noch Eis. Viel Schnee war nicht mehr vorhanden, da an dem Tag schon viele Gruppen entlang gewandert sind und die Sonne kräftig schien. Wir entschieden uns für das Stück zu sichern. Das war auch gut so, auch wenn wir dadurch etwas länger unterwegs waren. Es gab einen ein sichereres Gefühl. Im Anschluss geht es weiter über die leicht steigende, ausgesetzte Gratkante. Der Grat wird bis zum Gipfel nochmal steiler und sehr scharf, weswegen man unbedingt trittsicher unterwegs sein sollte.

Um 13:30 Uhr erreichten wir nach unzähligen kurz Stehpausen den “Gipfel”. Das Gipfelkreuz sucht man vergebens. Von der Gipfelkalotte kann man ausschließlich die schöne Aussicht bestaunen. Die Sicht war perfekt, ringsum konnte man alle unter uns liegenden Gipfel ausmachen. Der Wind war eisig und deswegen machten wir uns nach ein paar Minuten schon wieder auf den Weg zurück.


Für den Abstieg folgten wir dem Anstiegsweg. Von 4820 Meter geht es wieder runter auf 3835 Meter. Die Goûter Hütte erreichten wir um 17:30 Uhr.


Wir sind mega happy es auf den Mont Blanc geschafft zu haben. Mit dem Wetter hatten wir unglaublich viel Glück. Wäre die Sicht nur halb so gut gewesen, hätten wir uns den weiteren Aufstieg zum Gipfel wahrscheinlich nicht zugetraut. Völlig zufrieden genossen wir das Abendessen auf der Hütte und tranken ein wohlverdientes Gipfelbier. Danach ging es aber direkt ins Bett, weil wir extrem k.o. waren.
Tag 3 – Refuge du Goûter – Le Nid d‘Aigle – Les Houches
Für unseren letzten Morgen haben wir das spätere Frühstück (7:30 Uhr) in der Hütte gewählt, da wir ja nicht mehr zum Gipfel aufbrechen wollten. Um 8 Uhr machten wir uns auf den Rückweg und um 10:30 Uhr erreichten wir die Zugstation Le Nid d’Aigle. Von dort fuhren wir mit der Bahn zur Station Bellevue. Es kamen uns fast gar keine Wanderer entgegen, höchstens 2 bis 3 Gruppen. Das überraschte uns. Vielleicht war jetzt wirklich einfach die Saison langsam vorbei.


Die Tour schlossen wir mit einem Spa-Aufenthalt in Chamonix ab. Es war herrlich entspannt mal die Beine langzumachen und sich berieseln zu lassen. Es war ein schöner und passender Ausklang nach einer sehr abenteuerlichen und intensiven Hochtour.