Hochtour Piz Palü

Wir haben uns in den vergangenen Wochen eine ganz besondere Tour ausgesucht. Um ehrlich zu sein, wollten wir eigentlich auf die Jungfrau bei Grindelwald, da wir aber längere Zeit keine Antwort vom Bergführer erhielten, suchten wir uns eine Alternative. So kamen wir dann irgendwie auf die Hochtour zum Piz Palü. Bis zu unserem Abend auf der Diavolezza Hütte hatte ich mir keine großen Gedanken über diese Tour gemacht und wurde erst beim Anblick des gewaltigen mit Schnee und Eis bedeckten Gipfel etwas „wach gerüttelt“. Wie unsere erste richtige Hochtour verlief und welche spannenden Abschnitte auf uns warteten, könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.

Vorbereitung am Vortag

Wenn wir größere Touren planen, die einige Stunden von Stuttgart entfernt liegen, reisen wir möglichst ein bis zwei Tage vorher an. Dank eines Feiertags am Donnerstag, konnten wir schon am Mittwoch Abend bis nach Davos fahren, um vor der Hochtour zum Piz Palü noch eine kleinere Wanderung zu unternehmen. Wir sind einen Tag vor der Hochtour zu den Jöriseen, deren höchster See auf 2489 m. ü. M. liegt, gewandert. Eine frühere Anreise mit kleineren Wanderungen ist ganz hilfreich, da wir uns so schon ein wenig an die Höhe gewöhnen konnten.
Abends, nach unserer Wanderung, packten wir auf dem Campingplatz die Sachen für die anstehende Hochtour. Wir sind unseren Rucksackinhalt bestimmt 3 Mal durchgegangen, um die Wichtigkeit jeder noch so kleinen Sache abzuwägen und zu entscheiden, was mit soll und was nicht. Das ist auch gut so – am Ende will man sich einfach nicht darüber ärgern, warum man etwas vergessen hat oder es sinnlos mit hinauf geschleppt hat.

Rucksackinhalt 2-Tages-Tour (Hochtour)

Allgemein

  • Hüttenschlafsack
  • 1 – 2 Liter Wasser
  • Snacks
  • Sonnencreme
  • Wundpflaster, Blasenpflaster, Tabletten
  • ggfs. Seife

Equipment

  • Steigeisen
  • Eispickel
  • Sonnen-/ Gletscherbrille
  • Wanderstöcke
  • Helm
  • Klettergurt
  • Karabiner
  • Seil
  • Handschuhe
  • Stirnlampe

Kleidung

  • Jacken, Pullover, Shirts nach Zwiebelprinzip
  • Thermo-Unterwäsche
  • Wandersocken
  • Mütze
  • ggfs. Wechselunterwäsche
  • ggfs. Wechselsachen für den Hüttenaufenthalt

Tag 1 – Hochtour Piz Palü

Am nächsten Morgen sind wir zu einer angenehmen Uhrzeit aufgebrochen. Um 9 Uhr haben wir unseren Bergführer an der Bahnstation Bernina Diavolezza getroffen. Dort parkten wir das Auto. Mit der Bahn ging es wieder ein wenig zurück in Richtung Campingplatz, von wo aus wir am selben Morgen herkamen. Kurz nach 9 Uhr wanderten wir von der Station Bernina Suot los. Die Wanderung zum Berghaus ist relativ entspannt, da der Weg gut ausgebaut und ausgeschildert ist. Zwischendrin passierten wir Schnee- und Gletscherfelder, an denen wir kurz überlegten, ob wir Steigeisen anziehen sollten. Das war aber nicht notwendig, da die Schnee- und Eisschichten ausreichend fest waren und mit festgefrorenem Gestein guten Halt boten. Gegen Mittag knallte die Sonne. Sobald man im windgeschützten Bereich unterwegs war, wurde es extrem heiß. Zum Glück konnten wir schnell ein paar unserer Schichten ausziehen, für die wir einen kleinen Platz im Rucksack gelassen hatten. Das Berghaus erreichten wir gegen 13:30 Uhr.

Berghaus Diavolezza

Das Berghaus Diavolezza ist wunderschön. Es gibt ein riesiges Restaurant mit Panorama Aussicht auf die Berninagruppe. Auch das Essen war sehr gut. Ein 4-Gänge-Menü abends ist im Übernachtungspreis inbegriffen. Die Zimmer sind sehr sauber und schön eingerichtet. In den Bädern gibt es sogar Duschen, was wir von den meisten Berghütten nicht kennen. Für das Frühstück mussten wir am selben Abend eine Servierzeit wählen, damit die Hütte den Ansturm am nächsten Morgen besser regulieren kann. Wir füllten dazu einfach einen Zettel aus, auf dem wir vermerkten, was wir zum Frühstück essen wollen. Das Frühstück wurde dann morgens um 3:30 Uhr auf unseren Tisch gestellt.

Tag 2 – Hochtour Piz Palü

Die Nacht war kurz und geschlafen hatten die meisten von uns eher schlecht bis gar nicht. Trotzdem klingelte um 3:00 Uhr der Wecker. Anziehen, Frühstücken, kurzer Equipment-Check und los geht‘s. Zunächst geht es ostseitig um den Piz Trovat. In der ersten Stunde, die man auf und ab um den Berg wandert, ist es noch ziemlich dunkel, weswegen man eine Stirnlampe dabeihaben sollte. Der Weg führt am Ende kurz steil hinab auf die Furcla Trovat. Hier machten sich die ersten Gruppen, wie auch wir, die Steigeisen ran. Sobald man den Sattel überschritten hat, erreicht man den Gletscher Vardret Pers. Über den Gletscher geht es zum Fuß des Piz Cambrena. Ab hier beginnt der spannendere, spaltenreichere Gletscherteil der Tour.

Der Weg geht nun stetig bergauf, während man ein Spaltengebiet umgeht. Nach einigen kleineren und größeren Sprüngen über die Gletscherspalten erreicht man eine große Bruchzone, die es weiter bergauf zu überqueren gilt. Uns erreichte bereits die Sonne und so ging es den schweißtreibenden Weg in einer Zick-Zack-Linie hinauf. Manchmal wird der Weg so steil, dass ich meinen Eispickel einsetzen musste, um weiter voranzukommen. Das war die erste Wanderung, in der wir den Eispickel überhaupt nutzten. Nach kurzer Zeit ist man bereits überraschend gut routiniert mit dem Werkzeug.

Schließlich erreichten wir den Hauptkamm. Von hier ist es noch circa eine halbe Stunde bis zum Ostgipfel des Piz Palü. Es folgt der für mich spannendste und etwas angsteinflößende Teil der Tour. Ab hier ist der Weg sehr ausgesetzt. Dabei geht es einen steilen Hang im kurzen Zickzack hinauf. Darauf folgt ein kurzer, absolut ausgesetzter Firngrat hinüber zum Ostgipfel auf 3882 Meter. Und. Geschafft.

Um circa 8:15 Uhr erreichten wir den Piz Palü. Wir waren heilfroh oben angekommen zu sein. Niemand hatte Probleme und allen ging es gut. Die Aussicht war fantastisch und wir hatten wunderbares Wetter. Mehr Glück hätten wir nicht haben können.

Das Berghaus erreichten wir wieder kurz nach 12:00 Uhr. So haben wir für hin und zurück 8 Stunden gebraucht.

Fazit

Die Hochtour hat super viel Spaß gemacht, sie war zwar ziemlich anstrengend, aber auch extrem spannend und herrlich aussichtsreich. Ohne Bergführer hätten wir die Tour definitiv nicht machen können, da wir keine Erfahrungen am Gletscher mitbrachten. Bei solchen Hochtouren, in denen man in einer Seilschaft hängt, ist man nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die anderen Teammitglieder angewiesen. Wenn einer nicht weiterkommt, dann kommen alle nicht weiter. Sowohl ausreichend Erfahrung in den Bergen bzw. in den Höhenlagen als auch körperliche Fitness, insbesondere was die Kondition angeht, sind sehr wichtig. Außerdem hätten wir ohne Bergführer nie im Leben den richtigen Weg hinauf gefunden, da wir gar nicht einschätzen können, wo das geringste Gefahrenpotenzial droht.

Wir waren sehr froh die Tour auf zwei Tage gesplittet bzw. eine Nacht im Berghaus eingeplant zu haben, da wir uns so viel besser an die Höhe gewöhnen konnten. So ist der eigentliche Aufstieg zum Piz Palü auch deutlich entspannter, da man sehr früh mit der Tour starten kann. Wanderer, die diese Tour an einem Tag vornehmen, müssen in der Regel mit der Bergbahn (die erst ab einer bestimmten Uhrzeit fährt) hoch zum Berghaus fahren und schauen, dass sie frühzeitig wieder runterkommen oder rechtzeitig irgendeine Hütte erreichen.

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