Das Reisen in Zeiten von Covid-19

Wir wollen uns an dieser Stelle nichts vormachen. Das (internationale) Reisen in Zeiten von Corona ist alles andere als gewöhnlich und entspannt (Stand: Juni 2020). Auf Bali waren wir gefühlt zwei von wenigen Touristen, die sich noch irgendwo auf internationalem Boden aufhielten und daneben weder im Ausland sesshaft waren, noch sesshaft werden wollten. Nicht zuletzt waren wir vermutlich sogar die absolute Minderheit der Deutschen, die während der Pandemie eine Rückreise quer über den Globus nach Deutschland planten.

Es soll in diesem Artikel nicht darum gehen, warum wir uns in Zeiten von Covid-19 überhaupt im Ausland aufhielten. Die Umstände könnt ihr gerne in meinem Artikel Weltreise während der Covid-19 Krise nachlesen. Vielmehr soll es darum gehen, wie unsere Rückreise grundsätzlich verlief, welche Planungsschritte vorab nötig waren und welche Stolperfallen uns vor und während der Reise erwarteten.

Für alle diejenigen, die sich in nächster Zeit noch mehr vom Urlaub erhoffen und planen irgendwo außerhalb der EU Urlaub zu machen oder auf Reisen zu gehen, möchten wir ein paar Infos mit auf den Weg geben. Das Reisen hat sich vermutlich schon lange nicht mehr als so schwierig und planungsintensiv erwiesen wie in diesem Jahr. Wir möchten dazu anregen, über die nächsten Urlaubspläne noch einmal nachzudenken und abzuwägen, ob eine Reise insbesondere mit dem Flieger wirklich notwendig ist.

Hier also ein paar Infos über unsere gemachten Erfahrungen während der angedachten Weltreise zu dem wohl sagbar ungünstigsten Zeitpunkt.

1. Rückreiseversuch

Denpasar – Jakarta – Istanbul – Frankfurt

Flugauswahl

Es fing alles ganz harmlos an. Wir checkten im Internet das Flugangebot und verglichen sowohl die Auswahlmöglichkeiten als auch die Preise auf unterschiedlichen Webseiten. Da die Optionen begrenzt waren, wählten wir einen Flug mit einer Airline, bei der wir in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen gemacht hatten. Wir entschieden uns somit für einen Flug am 10. Juni 2020 mit Turkish Airlines von Jakarta über Istanbul nach Deutschland und buchten diesen am 04. Juni. Einen Tag später, am 05. Juni buchten wir außerdem auf der Website der Fluggesellschaft Citilink noch einen passenden Flug (Abflug am 09. Juni) von Bali nach Jakarta.

Stornierung nach 3 Tagen

Wenige Tage nach unserer Buchung bei Turkish Airlines erhielten wir eine Stornierungsmail von der Airline. An dem Tag, als diese Mail an uns raus ging, wurden augenscheinlich zeitgleich alle angebotenen Flüge der Airline auf deren Website, die für die nächsten 3 Wochen angeboten wurden, rausgenommen. Auf anderen Internetseiten von Flugsuchmaschinen waren die Turkish Airlines Flüge allerdings noch aufgelistet und auch buchbar. Super undurchsichtig und gefährlich, vor allem wenn man keine zig tausende Euros auf dem Konto übrig hat. Das Geld wird ja nicht so schnell zurückgezahlt (wenn überhaupt – Airlines neigen schließlich eher zu zeitlich befristeten Vouchers)!

Lieber stets einen Flug direkt auf der Website der Airline buchen. Falls ihr einen Flug über Dritte bucht, kann es vorkommen, dass ihr aufgrund unausgereifter oder nicht vorhandener Stornierungsbedingungen nicht einmal einen Fluggutschein, geschweige Geld, zurückerstattet bekommt.

Nun hatten wir unseren Flug direkt auf deren Website von Turkish Airlines gebucht, wodurch es hierbei also weniger problematisch sein sollte. Trotzdem bekamen wir bisher kein Geld zurückerstattet, was uns auch nicht nach durchgeführter Stornierung der Fluggesellschaft angeboten wurde. Stattdessen konnten wir uns für einen Gutschein oder ein Open Ticket entscheiden. Es gab zwar noch ein paar weitere Optionen, allerdings standen diese überhaupt nicht zur Debatte, weil sie uns in dieser Situation nichts brachten (z.B. Umwandlung in Meilen o.Ä.).

Unsere Reisekasse, die wir ja eigentlich schließen wollten, reduziert sich also um eine beachtliche Summe und wir waren gezwungen erneut auf die Flugsuche zu gehen.

Unseren Flug von Citilink konnten wir jedoch unter bestimmten Voraussetzungen, die es vorab zu erfüllen galt, am 09. Juni wahrnehmen.

Voraussetzung für Abflug von Denpasar nach Jakarta

  • Durchführung eines Covid-19 Tests
    • entweder ein Rapid Test (Blutabnahme, ab ca. 350.000 IDR bzw. 22 Euro, circa 1 Tag Wartezeit auf Resultate, nur 3 Tage gültig, Termin normalerweise nicht notwendig – dennoch empfehlenswert)
    • oder ein Swap Test (Abstrich, teurer, verlängerte Wartezeit auf Resultate, längere Gültigkeit, Termin unbedingt notwendig)

Der Flug konnte nur stattfinden, wenn die Ergebnisse negativ ausfielen und die entsprechenden ausgedruckten Testergebnisse der Fluggesellschaft direkt vor Abflug vorlegt wurden.

  • Weiterflugtickets ins Heimatland

Tickets für Anschlussflüge ins Heimatland waren zwingend erforderlich und mussten bereits am Abflug-Flughafen vorgezeigt werden, sodass ausgeschlossen werden konnte, dass der Fluggast sich in einem anderen als seinem Heimatland aufhält. Dies diente auch der eigenen Sicherheit, da so vermieden wurde, dass man im Transitland ohne Vorhandensein eines Weiterflugtickets zurück zum Abflugsort geschickt wird.

  • am Airport:
    • konsequente Maskenpflicht
    • am Gate: 1,50 m Abstand (1 Sitz frei) auf den Sitzbänken
    • beim Boarding: Abstand von 1,50 m in der Schlange
    • im Flieger: Einhaltung des Mindestabstands in Sitzreihen (immer 1 Sitz frei); Mindestabstand vor / hinter der eigenen Sitzreihe wird nicht berücksichtigt. Bei unserem Flug saßen direkt vor und hinter uns weitere Passagiere.

In Denpasar am Airport musste eine Maske getragen werden (auf Bali selbst war die Maske nicht überall verpflichtend). Jakarta wurde sogar aufgrund der hohen Anzahl an bestätigten Covid-19 Fällen als red zone deklariert. Im Zentrum herrschte also strikte Maskenpflicht und auch nicht jeder durfte, wie er möchte, frei durch die Innenstadt spazieren.

2. Versuch

Jakarta – Singapur – Frankfurt

Tracken von Flügen

Aufgrund der kurzfristigen Absage von Turkish Airlines hatten wir uns anschließend eine App installiert, mit der wir verfolgen konnten, welche Flieger sich gerade am Himmel aufhielten und folglich überhaupt starteten.

  • auf den Internetseiten der Flughäfen

Außerdem checkten wir die Abflugs- und Ankunftstabellen auf den Homepages der Flughäfen, die laut Flugradar-App am meisten Traffic aufwiesen.

Flugauswahl

So entschieden wir uns bei unserem zweiten Versuch für Flüge mit der Singapore Airlines und buchten für den 10. Juni einen Flug nach Singapur und separat für den 11. Juni einen Flug nach Frankfurt. Im Notfall wollten wir die wenigen Stunden Aufenthalt am Flughafen in Singapur verbringen.

Nach einer Nacht in Jakarta sollte also unsere “Reise” weiter nach Singapur gehen. Wir waren zwar nach unserem ersten geglückten Flug schon etwas optimistischer, zugleich aber skeptisch und aufgewühlt, da wir nicht wussten, was uns wohl dieses Mal am Check-In-Schalter erwartet.

Nachdem wir uns schließlich erfolgreich! für beide Flüge online eingecheckt hatten, fuhren wir hoffnungsfreudig zum Airport.

Ankunft am Airport

Das böse Erwachen lies aber nicht allzu lange auf sich warten. Nachdem wir die erste Gepäckkontrolle am Flughafeneingang passiert hatten, wollten wir unser Gepäck am Schalter aufgeben. Die Dame hinter dem Counter schien bereits unter ihrer Maske einen verwirrten, zerknirschten Gesichtsausdruck zu machen und fragte uns, wo es hingehen soll, warum wir in Jakarta sind, seit wann wir uns in Indonesien aufhielten und wie zur Hölle es uns möglich war einen Flug über Singapur nach Frankfurt zu buchen.

Voraussetzung für Abflug von Jakarta nach Singapur

Als Tourist war es nämlich überhaupt nicht möglich in Singapur zwischenzulanden, da die Benutzung des Transitbereichs für Reisende ohne besondere Zweckbestimmung oder ohne singhalesische Staatsbürgerschaft zum damaligen Zeitpunkt untersagt war. Wir teilten ihr mit, dass wir die Flüge, ahnungslos wie wir waren, separat buchten und wir sogar bereits einchecken konnten. Nach dieser Kundgebung suchte sie das Gespräch mit ihrem Chef. Dieser kam später auf uns zu, um uns erneut zu fragen “warum, wieso, weshalb” und fasste noch einmal zusammen, dass die Benutzung des singhalesischen Transitbereichs nur für

  • besondere Zweckbestimmung (zum Erbringen von Dienstleistungen im Gesundheits- oder Verkehrssektor)
  • singhalesische Staatsbürger oder Besitzer eines Langzeitpasses für Singapur

gestattet ist. Aufgrund der mehr als besonderen Umstände wandelte er unsere gebuchten Tickets in Open Tickets um, mit denen wir ausschließlich über dieselbe gebuchte Strecke bis spätestens zum 31.03.2021 zurück nach Deutschland reisen können, sobald der Transitbereich wieder für alle Reisenden zugänglich ist. Wir sollten uns ferner auf der Homepage der singhalesischen Regierung über die neuesten Stände informieren.

Da denkt man es kann nichts mehr schiefgehen und dann bekommt man solche Nachrichten.

Alle guten Dinge sind drei

Jakarta – Doha – Frankfurt

Wir haben anschließend fast zwei weitere Wochen in Jakarta in einem Hotel nahe des Flughafens verbracht. Diese Tage waren nicht besonders abwechslungsreich. Kein Vergleich zu unserem idyllischen Aufenthalt in Bali. Wir haben viel an unseren Laptops gesessen. Der Pool- und Fitnessbereich im Hotel war aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das Anfahren des Zentrums von Jakarta war weiterhin wegen der “Red-Zone” Deklaration nicht gestattet. Somit verbrachten wir zwei unspektakuläre Wochen im Hotel, machten ein wenig Sport, spazierten einmal am Tag um die riesige Hotelanlage und schauten abends einen Film oder eine Serie.

Nach fast zwei Wochen war Schluss mit dieser Routine. Aus persönlichen Gründen buchten wir einen dritten Flug nach Frankfurt. Es war schon ein wenig zum Verzweifeln, da wir nach wie vor nicht wussten, ob dieser Flieger nun starten würde.

Flugauswahl

Laut unserer Flugradar-App starten wohl einige Flieger der Airline Qatar. So fuhren wir nochmal zum Jakarta Flughafen und versuchten in den Airline-Kunden-Zentren herauszufinden, ob Flüge von Qatar tatsächlich starteten. Eine Mitarbeiterin im Qatar Airline Servicebüro teilte uns mit, welche Flüge Ihres Wissens nach in den nächsten Tagen starten würden. Garantieren konnte Sie allerdings überhaupt nichts. Später, noch am selben Tag, schauten wir auf der Qatar Website nach, welche Flüge für uns preislich überhaupt in Frage kämen. Laut der Abflugtabelle sollten die Flieger von Jakarta nach Deutschland in einem 2-Tage-Rhythmus starten. Also versuchten wir noch einmal unser Glück und buchten uns zwei weitere Tickets.

Ankunft am Airport – 20:30 Uhr

Während wir uns mit dem Shuttle-Bus zum Airport fuhren ließen, waren wir mal wieder leicht nervös und unsere Zuversicht schrumpfte mit jedem gefahrenen Kilometer Richtung Flughafen. Trotzdem trugen wir aber noch ein bisschen Hoffnung in uns. Wir brachten unser Gepäck zum Counter und trafen dort erste Servicekräfte, die später unser Aufgabegepäck entgegen nehmen sollten. Wir waren etwas zu früh dran, was schließlich unserer ungeduldigen Neugier geschuldet war.

Auf heißen Kohlen sitzen

Dürfen wir in den Flieger steigen? Findet der Flug nun statt? Dürfen wir in Doha einreisen und von dort weiterfliegen? Sobald der Counter besetzt war, gingen wir zielstrebig auf den Mitarbeiter zu und erkundigten uns mit einem Hauch zu viel Interesse, ob der Flug stattfindet. Dieser sah uns nur leicht irritiert an und nickte zaghaft. Er verstand unsere Unsicherheit offensichtlich nicht. Für ihn lag die Antwort ja klar auf der Hand. Doch nicht für uns und deswegen fiel uns echt ein Stein vom Herzen und wir waren so erleichtert, als wir sein Nicken als positive Antwort übersetzten. Wir kommen nach Doha…

Nach unserem ziemlich langen Flug nach Doha und unserer Ankunft am Airport, suchten wir umgehend die nächste Infotafel auf, um uns zu vergewissern, ob der zweite Flug startete. Zehn Minuten später fanden wir heraus, dass auch dieser Flug mit einer Verspätung von 10 Minuten starten sollte. Gibt es schönere Neuigkeiten? Super erleichtert gingen wir zum Gate und machten uns für unseren hoffentlich finalen Abflug bereit. Genau, hoffentlich – denn man kann ja nie wissen.

Ankunft in Frankfurt

Tatsächlich verlief alles gut und wir konnten ohne Probleme in Deutschland einreisen. Super strange war allerdings, dass wir bei der Einreise überhaupt nicht abgecheckt wurden. Keine Hinweise oder Beschränkungen, nichts. Wir erkundigten uns vor Ort nach unserer Gepäckaufnahme beim Bodenpersonal und Zoll, ob es was zu beachten gäbe, aber dort erhielten wir keine Anweisungen. Absolut verrückt, dachten wir.

Mit dem Zug ging es für uns schließlich in die Heimat. Bis auf einen Jetlag und jede Menge zu verarbeitendes Zeug im Kopf hielt uns nichts mehr auf, uns wieder langsam und allmächlich auf das großstädtische Treiben einzulassen.

Fazit

(Zeit-) intensive Planung

Es war ohne Frage ein enormer Aufwand unsere internationalen Reisen in Zeiten der Coronakrise zu planen. Es war äußerst schwierig einzuschätzen, welcher Flug tatsächlich startete, da es die Fluggesellschaften selbst vermutlich nicht zu 100 Prozent wussten. Wir können nur empfehlen Fernreiseziele vielleicht erst fürs nächste Jahr anzupeilen und sich 2020 stattdessen ein paar schöne Trips “in der Umgebung” auszugucken, in der Hoffnung dort spontan einreisen zu dürfen.

Wenn ihr doch vorhabt weiter weg zu reisen, raten wir euch vor eurer Flugbuchung noch folgende Dinge zu prüfen:

  • Einreisebestimmungen des Ziellandes (ist die Einreise für Touristen überhaupt möglich?)
  • wenn ja:
  • Verfügbare Flüge auf den Internetseiten der Airlines checken
  • Flugradar-App checken, welche Flüge tatsächlich starten (analog dazu entsprechende Flüge raussuchen)
  • Kontakt mit der Fluggesellschaft aufnehmen (Fragen zum Flugstatus und Durchsprache der Stornierungsbedingungen und Abflugsvoraussetzungen)
  • Prüfung der Einreise- / Aufenthaltsbestimmungen in Transitländern (Visum, Gesundheitskarten etc.)
  • ggfs. Durchführung eines Covid-19 Tests und Ausdruck der Ergebnisse unter Berücksichtigung der
    • Gültigkeit der Testergebnisse
    • Dauer bis die Resultate vorliegen

So viel also dazu.

Vielleicht wird das Reisen bald wieder normal möglich sein. Das kann man wohl schlecht sagen. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich in diesem Jahr eigentlich keine fernen Urlaubsorte mehr anreisen möchte. Stattdessen bin ich frohen Mutes und hoffe, dass die Lage vielleicht im nächsten Jahr ein wenig entspannter ausschauen wird. Wer weiß.

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