1 Woche auf der größten australischen Insel – Welcome to Tasmania
Für Australier muss Tasmanien wie die Friesischen Inseln für die Deutschen sein. Sowohl die norddeutschen Inseln als auch Tasmanien locken in erster Linie mit ihrer beruhigenden Abgeschiedenheit, was ihren Besuchern verspricht ein bisschen Zeit für sich zu haben und die Reinheit der Natur genießen zu können.
Ein sehr großer Teil Tasmaniens ist außerdem als Naturpark bzw. -reservat ausgewiesen, sodass man überall auf der Insel Flecke unberührter Natur finden kann.
Auch wenn ich ein großer Naturfreund bin und Ruhe genieße, waren das nicht unbedingt die Gründe, weswegen ich in Tasmanien unterwegs war.
Der Ausflug nach Tasmanien gehört nämlich zu meinen spontansten Reisen, die ich je gemacht habe. Die Idee entstand, als ich in Sydney ein Mädel aus Kalifornien kennenlernte, die mich später, als ich in Cairns war, fragte, ob ich mit ihr nach Tasmanien reisen möchte. Da ich das Land eh nicht verlassen konnte, weil ich meinen Reisepass verloren hatte, habe ich ein paar Stunden überlegt und schließlich zugestimmt.
Über eine Facebook Gruppe suchten wir noch eine weitere Person, die bei unserem Abenteuer mitmachen sollte. Schon nach wenigen Tagen war das Team vollständig und alles Grobe wurde per WhatsApp geplant. Eine Woche darauf trafen wir drei uns in Hobart in Tasmanien, von wo aus unsere kleine Reise losgehen sollte.
Unterwegs auf der kleinen Insel

Um mobil sein zu können, mieteten wir uns ein Wohnmobil für unsere 8 Tage in Tasmanien, was ich im Nachhinein einfach total übertrieben finde. Meiner Meinung nach hätte ein kleines Auto vollkommen ausgereicht, mit dem wir dann von Campingplatz zu Campingplatz gereist wären, um dort dann unser Zelt aufzuschlagen. Uns hat das Wohnmobil im Februar (Hauptreisezeit und Urlaubszeit der Australier) 1200 Euro gekostet. Hinzukommen dann ja noch Sprit, Nationalparkpässe und Campingplatzgebühren, wodurch unsere Woche also nicht ganz günstig war.
Die Reise nach Tasmanien hat sich trotzdem gelohnt, da ich es vor allem auch der Erfahrung wegen gemacht habe. Dabei wollte ich für mich herausfinden, wie es ist, gemeinsam mit frisch kennengelernten Leuten ein anderes Land – also zumindest einen anderen Bundesstaat – zu bereisen. Wie oft bietet sich so eine Chance im Leben? Ich weiß es nicht, aber ich war viel zu neugierig, um auf so ein “Angebot” verzichten zu können.
Das Abenteuer war es mir schließlich wert.

Highlights
Bevor man irgendeinen Nationalpark in Tasmanien betritt, muss man sich generell einen Pass für die entsprechenden Nationalparks besorgen. Die Pässe bekommt ihr direkt vor Ort in den Visitor Centres oder online.
Es kommt darauf an, was ihr in Tasmanien unternehmen und sehen wollt, aber ich kann euch sagen, dass sich ein Holiday Pass schon sehr schnell lohnt. Dieses Angebot rechnet sich vor allem, wenn ihr mindestens zu zweit unterwegs seid und mehr als nur einen Nationalpark besuchen wollt. Der Holiday Pass deckt eine Gruppe von bis zu 8 Leuten ab, kostet 60 AUD und ist 2 Monate gültig. Mit diesem Pass könnt ihr dann jeden Nationalpark in Tasmanien besuchen (ähnlich dem National Park Pass in Kanada). Im Vergleich dazu bezahlt ihr bereits 16,50 AUD für einen Tagespass im Cradle Mountain National Park.
Freycinet National Park
Unsere erste Fahrt ging in den Freycinet Nationalpark. Leider hatten wir nicht so schönes Wetter, aber immerhin blieb es noch einigermaßen trocken. Wir wanderten am ersten Tag bis zur Wineglass Bay. Der Wanderweg zur Bay führt fast vorbei am Mount Amos (ausgeschildert), von wo aus man eine herrliche Sicht auf die Wineglass Bay hat (siehe obiges Foto).

Das Wetter besserte sich dann ziemlich schnell und wir konnten am nächsten Tag weiter zum unglaublich schönen Swimcart Beach fahren. Hier gibt es Stellplätze direkt hinter dem Strand, wo wir uns noch den letzten freien Platz gesichert hatten. Hier lohnt es sich zeitig (am besten schon am frühen Nachmittag) das Auto abzustellen, da hier das Motto ‘wer zuerst kommt, mahlt zuerst’ gilt. Der Swimcart Beach hat mir persönlich von allen Stränden am besten gefallen. Hier konnte ich sogar Yoga am Strand machen ohne das irgendjemand an mir vorbei spazierte.


Die Binalong Bay ist ebenfalls sehr schön und auch hier waren sehr wenig Menschen unterwegs. Ich glaube nicht, dass es an dieser Bucht möglich ist zu campen, wie am Swimcart. Deswegen sind wir nach kurzem Aufenthalt wieder zurück zum anderen Strand gefahren, um unseren Stellplatz zu sichern, der uns zum Glück noch nicht weggeschnappt wurde.

Bay of Fires

Nach unserer schönen Nacht am Strand ging’s mit unserem Wohnmobil weiter nach Norden zur Bay of Fires. Autos können auf dem kleinen Schotterparkplatz “The Garden Parking” abgestellt werden. Hier lohnt es sich ebenfalls früh da zu sein, da am Vormittag diverse Shuttlebusse eintreffen, die dann alles zuparken.

Die Bucht beheimatet weiße Sandstrände und orange leuchtende Felsen, an denen sich gewaltige Wellen abkämpfen. Die Bucht bekam übrigens ihren Namen im 18. Jahrhundert von Tobias Furneaux, als der Kapitän wohl am Strand die Feuer der Aborigines leuchten sah.


Cradle Mountain National Park
Mein schönstes Erlebnis während unserer Woche in Tasmanien war der Ausflug in den Cradle Mountain National Park, denn landschaftlich ist der Park eine Wucht. Alles ist so herrlich schön Natur belassen, es gibt so viele Wanderwege zu entdecken und wir hatten auch noch einen dieser wenigen trockenen, nein sogar sonnigen Tage im Nationalpark erwischt. Wir konnten uns echt glücklich schätzen.

Cradle Mountain Summit
An unserem ersten Tag im Cradle Mountain National Park wollten wir den Gipfel des Cradle Mountain (Summit Hike) erklimmen, was ursprünglich der Plan für unseren 2. Tag im Nationalpark war. Doch unser Fahrer im Shuttlebus, der alle Touristen zu den jeweiligen Ausgangspunkten der einzelnen Wanderstationen brachte, prahlte durch das Mikro, dass heute ein phänomenaler Tag und selten so ausgesprochen gutes Wetter wie heute sei. Somit hatten wir es uns kurzerhand anders überlegt und unsere lange Wanderung auf den ersten Tag “geschoben”.

Für die Summit Wanderung benötigt ihr ungefähr 6 Stunden (inklusive Pausen). Wir starteten um 11 Uhr von Ronny Creek und nutzten den Overland Track via Crater Lake und Marions Lookout.

Die Wanderung ist super aussichtsreich dank toller Rundblicke und spannend, da die Wanderabschnitte unterschiedliche Vegetation aufweisen. Aus endlosen Wanderstegen wird ein Kiespfad, aus einem Kiespfad wird ein Klettersteig, aus einem Klettersteig wird wieder ein Kiespfad, der schließlich über steile, schroffe Felsen zum Gipfel führt.


Allen voran die letzte Wanderetappe ist sehr herausfordernd und nichts für schwache Nerven. Mir hat dieser Abschnitt aber besonders gut gefallen, da hier voller Körpereinsatz gefragt ist.


Der Weg hat sich zweifelsohne gelohnt, denn die Aussicht ist einfach herrlich.
Nach ein paar Selfies traten wir den Rückweg an, der vielen Wanderern augenscheinlich noch mehr zu schaffen machte.

Kleiner Tipp: versucht auf Händen und Füßen über die steilen Passagen zu krabbeln, um die Balance zu halten und die eigene Körperspanne etwas zu verlängern. Dann sind die großen Abgründe gar nicht mehr so riesig und ihr habt einen relativ festen Halt auf vier Punkte aufgeteilt, was dann in etwa der Fortbewegung eines Affen ähneln müsste. Wenn es steil wird, dann finde ich diese Methode deutlich einfacher. Das könnt ihr bei eurer nächsten Wanderung ja selbst mal ausprobieren. Vielleicht hilft es ja.



Dove Lake Circuit Walk und King Billy Track
Am zweiten Tag im National Park haben wir den Dove Lake Circuit Walk gemacht, um nach unserem Wanderabenteuer unsere müden Beine etwas zu entspannen. Der Circuit Walk war aussichtstechnisch nicht zu vergleichen mit dem Summit Track, aber er war dennoch sehr schön. Eigentlich benötigt man nicht mehr als eine halbe Stunde für die 6,5 km Rundwanderung, aber da hier noch einige andere Wanderer unterwegs sind, sollte man mit mindestens einer Stunde rechnen.
Ebenfalls sehr schön ist der King Billy Track, für den ihr auch ungefähr eine Stunde einplanen könnt. Der Wanderweg führt durch den Regenwald vorbei an riesigen mit Moos übersäten Bäumen, die bis zu 40 Meter groß werden. Der Pfad ist gut gesichert und dadurch auch für Kinder geeignet. Entlang des Weges warten ein paar kleine Tunnel, in denen Tiere und Pflanzen auf bunten Karten vorgestellt werden, die im Nationalpark vertreten sind.

Tasman National Park
Bevor wir unser großes Gefährt wieder abgeben sollten, sind wir noch zum Tasman National Park gefahren. Bei besonderem Interesse lohnt sich hier zum Beispiel der Besuch des Mosaikpflasters Tessellated Pavement, jedoch waren wir drei nicht so beeindruckt wie viele andere, die diese Ecke bereits besucht hatten.

Uns hat dafür umso mehr eine Espressobar an einem Aussichtspunkt geflasht. Die Rede ist von der Cubed Espressobar in Eagelhawk Neck. Wer hier vorbeikommt, muss unbedingt eine der leckeren lokalen Kaffeespezialitäten probieren und dabei die wunderschöne Aussicht auf die Pirates Bay genießen.

Unsere letzte Nacht mit dem Wohnmobil verbrachten wir am Fortescue Bay Campground. Der Waschraum ist sehr modern und einige der Stellplätze sind schön “im Busch” versteckt, sodass man den ganzen Tag von Kängurus und Wallabies besucht werden kann.

Vom Campingplatz aus kann man super easy den Cape Hauy Track starten. Wir haben drei Stunden für den Hin- und Rückweg gebraucht, sodass sich die Wanderung wunderbar in das Nachmittagsprogramm integrieren lässt. Der Track führt zu einer Aussichtsplattform, von wo aus man einen schwindelerregenden Blick auf die aus dem Ozean emporragenden Felssäulen bekommt.

Darunter auch der berühmte Brandungspfeiler Totem Pole (mittig im Bild), der insbesondere bei den Kletterern sehr beliebt ist. Der 65 Meter hohe Felsen wurde erstmals im Jahr 1968 bestiegen und gewann aufgrund der extremen Lage (permanentes Umspülen des Fußpunktes vom Meerwasser) zunehmend internationale Bekanntheit in der Kletterszene.
Als wir zum Campingplatz zurückkamen, bereiteten wir schon unser letztes gemeinsames Abendessen vor, da wir am nächsten Morgen gegen Mittag das Wohnmobil abgeben sollten.
Fazit zur Reise
Ich denke, jeder von uns drei Mädels genoss die Zeit sehr und würde jedem so ein Abenteuer weiter empfehlen. Natürlich kann man in solchen Angelegenheiten Glück oder Pech haben. Doch solang man derart neuen Sachen offen gegenüber ist und sich nicht zu sehr auf seine eigenen Vorstellungen versteift, sind gute Voraussetzungen geschaffen, dass solche spontanen Reisen wunderbar verlaufen und eine schöne Erinnerung bleiben können.


Zurück in Hobart
Nachdem wir das Wohnmobil wieder abgegeben hatten, ließen wir uns vom UBER Driver zurück in die Stadt fahren. Wir blieben noch eine Nacht in Hobart, bevor sich unsere Wege auf dem australischen Festland trennen sollten. Den letzten Tag in Tasmanien nutzte ich aber noch, um Hobart’s Boulderhalle aufzusuchen. Die Halle ist easy von der Stadt aus zu Fuß zu erreichen. Innen gibt einen ganz gut gepflegten Kletterbereich, einen Boulderbereich auf der zweiten Etage (hier wird’s ziemlich voll am Abend) und einen kleinen Trainingsbereich.


Nachdem wir nun 8 Tage lang immer zu dritt auf kleinem Raum gekocht hatten, gönnte ich mir am letzten Abend den Luxus und ging auswärts essen. Dabei entschied ich mich für das Urban Greek. Das Essen – also insbesondere die Dips und das Brot – waren wirklich köstlich und einfach nur lecker. Es gibt hier eine nette Auswahl an vegetarischen und veganen Vor- und Hauptspeisen. Normalerweise geht es beim Griechen, zumindest in Deutschland, fleischlastiger zu, aber ich glaube es kann sich lohnen vorher mal einen Blick in die Vorspeisenkarte zu werfen. Die kann nämlich manchmal echt gut (und vegetarisch) aussehen.